Morgens halb 10 in Hamburg. Sören Wendt ist bereits in seinem Atelier und hat sich Zeit für uns genommen. Sein sechster Trickfilm, den er mit Schülergruppen im Rahmen seiner artistic seed „Blätterrauschen“ gedreht hat, ist bald fertig. Auf dem youtube-Kanal von KlimaKunstSchule wird auch dieser zu sehen sein.
Zum Film kam Sören Wendt über Umwege. Seine Ausbildung machte er noch zum Elektriker, bevor er sich fragte, „ob es nicht noch etwas anderes gibt, als jeden Tag mit denselben Leuten am selben Ort sein.“ Ein Fotographie-Studium folgte, aber auch das war ihm bald zu statisch und er erinnerte sich an seine Super 8-Kamera, die er als Jugendlicher von seinem Konfirmationsgeld gekauft hatte. Heute finanziert ihm die Filmförderung eigene Filmprojekte und als Medienpädagoge organisiert er Trickfilmpartys für Schulen.
Trickfilmpartys? „Ich mache etwas, worauf viele per se Lust haben“, sagt Sören Wendt. Mit dem Titel betone er den Spaßfaktor der facettenreichen Arbeit. Und wer feiert, mache das ja auch nicht gern alleine. „Schöner wird der Film, wenn ich mich mit Leuten in einem Team zusammentun kann.“
Schöner? Für Blätterrauschen sucht Sören Wendt bewusst trostlose Betonlandschaften als Drehort. Für ihn ist klar, dass ein Film auch eine gewisse Relevanz haben sollte. „Wenn ich etwas bewirken kann, dann ist das toller, als einfach nur einen lustigen Film zu machen.“ Blätterrauschen beginnt auch deshalb als urbane Dystopie. Die Trickfilmtechnik ermöglicht es nun, in diese Landschaften etwas hineinwachsen zu lassen. Was genau wachsen soll, entscheiden die Schülerinnen und Schüler. Mal treten sie selbst als stilisierte Bäume vor die Kamera, mal wachsen Papierblumen aus weggeworfenen Zigarettenkippen. „Im letzten Film sind Atomkraftwerke gewachsen“, erzählt der Künstler. Nicht schön, aber ganz schön bildstark.
Beeindruckt ist Wendt vor allem von der Offenheit und Neugierde, die die Jugendlichen mitbringen. „Sie folgen nicht nur Regieanweisungen, sie bringen sich auch selbst in die Gruppe ein und machen schon bei der ersten Begegnung eigene Vorschläge.“ Für sie ist der Drehtag mit Sören Wendt meist der Auftakt zu eigenen Filmprojekten, die etwas bewirken sollen. „Die Aussagen sind viel direkter als bei Erwachsenen. Die geben sich keine Mühe, ihre Aussagen künstlerisch zu verklausulieren.“, beschreibt Wendt eine Besonderheit der Klimaschutzfilme der Jugendlichen.
Jetzt ist gleich Schluss mit den Fragen. Der sechste Film muss noch geschnitten werden. Also bitte noch eine Aussage, was Kunst zum Klimaschutz beitragen kann! Im Allgemeinen sei Kultur wichtig, „damit wir denken und in den Dialog treten können.“, sagt Wendt, schlägt einen Bogen zum Beispiel der UN-Klimakonferenz („ein Baustein von vielen, ebenso wie jeder Film einer ist, den man dreht.“), relativiert die Erwartungen die er an die Konferenz hat („Warum sollte etwas passieren, was in den letzten 20 Jahren nicht passiert ist“) und endet bei uns allen („Wir müssen in den Vordergrund stellen, dass jeder selbst ins Handeln kommen muss.“).
Die jugendlichen Filmemacherinnen Lina und Sabine würden sagen: “Make a change, start living green-minded, because we can’t run away.”
Die Trickfilme von Schülerinnen und Schülern der Klaus-Harms-Schule sind ebenfalls auf dem youtube-Kanal von KlimaKunstSchule zu sehen. Einige Filme wurden beim Klima-Contest der KLIMALE in Eckernförde ausgezeichnet und beim Green Screen-Festival gezeigt. Der Film von Lina und Sabine heißt „consequences of humanity“.